Rückblick
Terror, Stromausfälle, Naturereignisse, Pandemien oder Ausfälle von Lieferanten haben in den letzten Jahren immer wieder auf die Verletzlichkeit von Systemen hingewiesen. Die Sensibilisierung für derartige Ereignisse und ihre möglichen Auswirkungen hat einerseits stark zugenommen. Auf der anderen Seite müssen Prozesse aus Kostengründen optimiert und schlank gehalten werden. Was kann man in diesem Spannungsfeld für die Stärkung der Resilienz unternehmen? Wie werden BCM-Risiken im Enterprise Risk Management abgebildet? Was sind die Erfahrungen der Teilnehmer? Wie kann ein IT-Tool die administrativen Aufwendungen minimieren?
Diese Fragen standen im Zentrum der 35. Fachveranstaltung des Netzwerks Risikomanagement, die am 8. September unter dem Titel „Business Continuity Management (BCM) – Praxisbeispiel und Erfahrungsaustausch“ stattfand. Gastgeber war Bruno Triet (Chief Risk, Real Estate & Sustainability, Franke Group), der die gut 50 Teilnehmenden im neu gestalteten Info-Center des Hauptsitzes der Franke Group in Aarburg empfing.
Auf dem Programm standen zwei Referate und drei interaktive Workshops sowie die Präsentation einer Softwarelösung zur Verwaltung und Unterstützung der RM- und BCM-Prozesse (Avedos).
Im ersten Referat präsentierte Bruno Triet das BCM der Franke Group. Ausgangspunkt für das BCM ist die Gefahrenliste aus dem RM. Dabei wird pragmatisch und v.a. nach Wesentlichkeit (80/20) geplant. Im Zentrum steht die Gewährleistung der Lieferfähigkeit. Die Sofortmassnahmen für das Notfall- und Krisenmanagement sowie der BC-Plan sind schriftlich festgelegt, das Personal wird trainiert und – wirklichkeitsnah – getestet. Für B. Triet zählt, dass die Pläne nicht primär ausgefeilt, sondern praxistauglich und wirksam sind: „Show me!“ lautet die Devise, wenn Backup-Pläne verifiziert werden. Drei weitere Punkte sind ihm wichtig: (1) Risikomanagement, Notfall-/Krisenmanagement und BCM müssen aus einem Guss sein, (2) die Linie steht in der Pflicht, nicht allfällige Stäbe und (3) ein Vergleich des eigenen Systems mit anderen Firmen ist hilfreich und erlaubt weitere Verbesserungen.
Im zweiten Referat gab Joachim Schulte (Enterprise Risk Manager, Skyguide AG) interessante Einblicke in das RM der Skyguide und dessen Verknüpfung mit dem BCM. Weitgehend analog zum RM-System des Bundes arbeitet Skyguide mit der Szenariotechnik und einem qualitativen Ansatz. Im Zentrum stehen die vier klassischen Phasen des RM-Prozesses, nämlich Identifikation, Bewertung, Bewältigung und Monitoring der Risiken. Für den Referenten ist klar, dass das BCM als spezielles Dispositiv zur Schadenminderung Teil der Risikobewältigung ist, vom RM angestossen und in diesem Rahmen bewirtschaftet wird.
Die drei Workshops befassten sich mit den Themen (1) Anforderungen an die BCM-Strategie, (2) Herausforderungen in BCM-Prozessen sowie (3) Schnittstelle BCM-RM und wurden nach der World-Café-Methode durchgeführt. Bei dieser Workshop-Form erarbeiten die einzelnen Gruppen ihre Lösungen im Turnus, wobei die Ergebnisse der ersten Gruppen Grundlage für die Arbeit der nachfolgenden Gruppen sind. Die Ideen werden so weiterentwickelt und vertieft. Neben unterschiedlichen Lösungsansätzen und lebhaften Diskussionen hat das BCM-World-Café ergeben, dass (1) ein zweckmässiges BCM sowohl Top-down (Strategie, Funktionen) geplant als auch Bottom-up (Umsetzung) verankert wird, dass (2) die kritischen Prozesse systematisch identifiziert und kommuniziert, die Funktionen geklärt und die Pläne an realistischen Übungen getestet werden müssen, sowie (3) dass das BCM eng mit dem RM verbunden bzw. ein integrierter Teil des RM ist.
Die lehr- und aufschlussreiche Veranstaltung schloss mit einen feinen Apéro. Auch dafür geht ein herzliches Dankeschön an B. Triet und die Franke Group.
Die Folien finden Sie nachfolgend im PDF zum Herunterladen: